Hey Frosch!
Ich liebe eine Liga mit 19 Mannschaften. Diese Asymmetrie der
Vereinsanzahl hat uns nämlich ein spielfreies Wochenende beschert
und ich kenne eigentlich keinen, der an diesen Tagen der Besinnung
irgendetwas vermisst hätte.
Verglichen mit den Vorwochen war es im Umfeld der Fortuna inklusive
der Presse geradezu ruhig.
In den letzten Tagen vor der Begegnung kam es dann noch zu einigen
Turbulenzen, wobei sich die Vorberichterstattung zum Lübeck-Spiel
auf das nötigste beschränkte.
Da stand die Beendigung des Insolvenzverfahrens gegen die Sportwelt
und die nicht pünktlichen Gehaltszahlungen an die Spieler wesentlich
mehr im Vordergrund. Und das zu Recht, schließlich tut sich
ja außerhalb des Platzes noch etwas (wenn auch nichts positives).
Auf dem Spielfeld wird ja seit Monaten mehr oder weniger immer wieder
der gleiche graue Einheitsbrei zelebriert.
Irgendwie passen die rückständigen Gehaltszahlungen ja
nicht hundertprozentig mit der Aussage von Herrn Berthold, er habe
den Verein entschuldet, zusammen.
Aber der Generalmanager wird schon wissen was er sagt. Ich fürchte
nur, er weiß, dass er Unwahrheiten oder im günstigeren
Fall Halbwahrheiten von sich gibt und das bewusst.
Man kann nur froh sein, dass wir endlich "seriöse Leute"
in der Vereinsführung haben. Vielen Dank Herr Berthold.
Die bisherige Arbeit von Herrn Berthold kann man ohnehin nicht
gerade positiv bewerten. Seine Einkaufspolitik ist größtenteils
nicht mehr nachvollziehbar.
T.B. und M.M. hatten richtigerweise am Ende der letzten Spielzeit
erkannt, dass mit diesem Kader ein direkter Durchmarsch in Liga
2 nicht möglich wäre. Also wurde ausgemistet. Wichtige
Spieler des Aufstiegsjahres wie Schön, Niestroj und Sankharé
mussten oder wollten (Zeyer) gehen.
Aber war ein Durchmarsch jemals realistisch und bringt eine Rosskur
für den Kader irgendetwas, um ihn realer erscheinen zu lassen?
Bei Fortuna hat es in den letzten Jahren an Vielem gemangelt, besonders
aber an Kontinuität.
Diese läßt unser Ex-Weltmeister zwar unbegreiflicherweise
bei der Besetzung des Traineramtes nun walten, lang- oder wenigstens
mittelfristige Planungen hinsichtlich der Stärke des Kaders
drängen sich mir nicht auf.
Wie früher wird Geld verpulvert, von dem keiner wirklich genau
weiß, woher es kommt oder ob es überhaupt und tatsächlich
da ist.
Es ist aber durchaus Nachvollziehbar, warum T.B. vor der Saison
von seinem (ohnehin optimistischen) Dreijahresplan abwich und den
direkten Durchmarsch (wenn möglich, ja-man muss fair sein,
dass hat er gesagt) anstrebte, schließlich wird das ganze
Brimborium um Fortuna ja nur wegen der Arena veranstaltet.
Normalerweise müssten Morales und Berthold gehen. Es ist aber
zu befürchten, dass im Hintergrund viel von der Person des
Generalmanagers abhängt, ohne dass dieser wirklich eine adäquate
Leistung bringt. Es ist nicht auszuschließen, dass einiges
wie ein Kartenhaus zusammenfällt und man muss realistisch sein,
Fortuna kann Berthold wahrscheinlich nicht entlassen. Ich meine
hiermit jetzt nicht tatsächlich juristische Probleme - oder
weißt Du wer ihn jetzt wirklich bezahlt, sondern andere Zwänge.
Irgendjemand bei der Walter Bau AG hat einen Narren an ihm gefressen
und somit hält auch der Aufsichtsratsvorsitzende (OB es für
Fortuna gut ist, ist sekundär - Arena first) in unerklärlicher
Nibelungentreue zu ihm.
Ein (meiner Meinung nach) durchaus mögliches Szenario bei
einer Demission Bertihs (nicht zu verwechseln mit dem ehemaligen
Schottenquäler Berti), könnte sein, dass Walter Bau den
Geldhahn zudreht und nach einem neuen Spielzeug Ausschau hält
(wobei ich nicht glaube, dass Turu jemals wirklich Anerkennung in
Düsseldorf und Umgebung finden wird).
Es gäbe wohl einen finanziellen Kollaps im Verein und dieses
Risiko scheint mir zu hoch.
Also Augen zu und durch. Morales muss weg, Berthold muss wohl leider
(vorerst) bleiben.
Mit dem VFB Lübeck kam eine Mannschaft nach Düsseldorf,
die in der vergangenen Saison noch da war, wo wir (und nicht nur
Berthold) mal wieder hin wollen. Der Abstieg der Hanseaten (ja auch
Lübeck ist eine Hansestadt) war schon etwas überraschend.
Aber bei der letzjährigen Leistungsdichte in der 2. Liga kann
man mal ganz schnell daran glauben. Da zählen tolle Erfolge
im Pokal gar nichts, schließlich war der VFB nach einem echten
guten Spiel sehr unglücklich an den Double-Bremern gescheitert.
Nun die Mannschaft ist mit der letzjährigen kaum mehr zu vergleichen.
Neuer Trainer und sehr viele neue Spieler, trotzdem schnuppert man
an einem Aufstiegsplatz.
Aber gegen die Top-Mannschaften der Liga sah Fortuna ja auch in
dieser Saison teilweise ja gar nicht so schlecht aus, zu mindestens
gegen Braunschweig wurde ja überzeugend gewonnen.
Neben den Lübeckern und den üblichen Verdächtigen
war auch der Präsi angereist und Gerüchten zur Folge,
soll auch mein neuer "Schwager" im Stadion gesichtet worden
sein.
Das Spiel begann, wie alle in der letzten Zeit - langweilig, Fortuna
verkrampft, der Gegner spielerisch eindeutig besser aber durchaus
noch zurückhaltend.
Nach zwei nicht sonderlich gefährlichen "Warn"schüssen
unsererseits, markierte Frank Meyer tatsächlich das 1:0. In
Torjägerqualität tauchte er überraschend auf verwertete
eine Kopfballverlängerung gekonnt und unhaltbar zur Führung.
Ein Fünkchen Hoffnung, der binnen von knappen 10 Minuten brutal
ausgeblasen wurde.
Denn mit einem Doppelschlag drehten die Marzipankicker das Spiel.
Anerkennend muss man zugeben, dass beide Treffer wirklich sehenswert
waren.
Ein schöner Pass zwischen die hölzernen Abwehrspieler
(die wiedereinmal in ihrer Beweglichkeit an Tischfussball erinnerten
- leider kann man sie nicht komplett um 360° drehen) und ein
wunderschöner Schuss in den Winkel, des nicht angegriffenen
Lübeckers korrigierte das Bild auf unserer Hightech-Anzeigetafel
auf ein unschönes 1:2.
Wenig überraschend verkrampfte die Fortuna nun total. Daran
änderte sich auch nach der Halbzeit wenig.
Lübeck hätte zwei bis dreimal das Spiel entscheiden müssen,
es wurde aber hochkarätige Chancen versiebt. Besonders negativ
fiel dabei in einer Szene der Bruder von Sebastian Schweinsteiger
auf, der völlig freistehend zum Abstoß für uns klärte.
Mit der Einwechslung von Engin Kizilaslan wurde wieder eine der
typischen Fortuna-Geschichten geschrieben. In der letzten Saison
für zu schlecht befunden und in die 2. Mannschaft degradiert,
dort wollte er aber jetzt nicht unbedingt agieren und schaute sich
nach einem neuen Verein um und wurde auch mit Yurdumspor einig,
nur konnten die nicht zahlen (ich frage mich, was für horrende
Ablösesummen da wohl im Spiel waren). Wohl oder übel blieb
er bei Fortuna und spielte nunmehr bei Uwe Weidemann.
Trotz zahlreicher neuer Top-Stürmer, wie Walter Otta, kam er
nun doch wieder zu einem Einsatz in der 1. Mannschaft.
Zur Krönung machte auch noch Engin den (völlig unverdienten)
Ausgleich. Nachdem Lambertz aus 5 Metern am VFB-Schlussmann gescheitert
war, holperte und stolperte er das Leder über die Linie. Eigentlich
schön - aber - jetzt bleibt uns Il Massimo wohl noch länger
erhalten. Es ist wirklich scheiße - aber ich kann mich nicht
mehr richtig über Fortuna-Tore freuen. Der Punkt hilft uns
nicht weiter, diente eigentlich nur vorerst der sozialen Absicherung
von Morales.
Es blieb letztlich beim 2:2, ein Ergebnis, das sich unsere Gäste
aber auch selber zuzuschreiben haben. Nachdem zunächst wirklich
gute Gelegenheiten nicht genutzt wurden, spielten sie dann viel
zu pomadig, unambitioniert und defensiv. Bei den Grün-Weißen
hatte wohl keiner mehr damit gerechnet, dass unsere Graupen noch
was zählbares produzieren könnten.
Während Droll, Achen und John nach Kaiserswerth fuhren, um
sich via Premiere an der Bundesliga zu berauschen, zog es den Präsi
und mich ins Vereinsheim. Vollmundig erklärte ich, dass ich
die Jungs am späteren Abend wieder auf der Ratinger treffen
wollte. Wie sich später zeigen sollte, hatte ich da den Mund
aber ein wenig zu voll genommen und zwar mit Bier. Nachdem wir bereits
im Stadion, uns das Spiel etwas erträglicher gesoffen hatten
ging es in der Spelunke neben der Geschäftsstelle weiter. Auch
hier wurden wir nebenbei Zeuge des aktuellen Bundesligaspieltags,
ich kann mich aber an kein Ergebnis mehr erinnern, ich glaube, dass
Mainz in Freiburg gewonnen hat oder war es Bielefeld. Naja, ich
bin mir aber fast total sicher, dass Freiburg verloren hat, zu mindestens
nicht gewonnen und wenn doch dann nicht hoch. Ansonsten liefen noch
viele buntgekleidete Menschen über verschiedene Grünflächen,
mit zunehmender Spieldauer wurde mein Blick immer verschwommener.
Wir trafen dann tatsächlich noch meinen Schwager, wir waren
also zu dritt. Ich glaube, dass ich etwa genausoviel getrunken habe,
wie der Präsi und der neue Macker meiner Schwester zusammen.
Ich hatte am Ende jedenfalls Mühe, die beiden noch auseinander
zu halten.
Großes Tennis war für mich übrigens als das Handy
des Liebchens meiner Schwester klingelte. Am anderen Ende des drahtlosen
Rohres war der mehr oder weniger gelungene 1. Versuch meiner Eltern
zur Meiose (geschlechtlicher Zellteilung). Sie brachte ihre Verstimmung
zum Ausdruck, dass sich ihr Galan nicht entsprechend abgemeldet
hätte - der Unhold. Ich war nur froh, dass meine mir angetraute
Holde über das Wochenende entfleucht war und ich somit temporär
ihrer Kontrolle entkommen war. Natürlich ließ ich es
mir nicht nehmen, das Gespräch mit einigen wohlpointierten
aber diskreten Kommentaren zu bereichern, ganz meinem Zustand entsprechend.
Irgendwann torkelten wir auseinander. Ich war voll wie zehn Russen,
der Marke Dobrowolski, Juran und Panferow - aber auch meine beiden
Kumpanen schienen nicht mehr die vollständige Kontrolle über
ihre Chakras (Verbindungsstellen zwischen dem Körper und dem
Astralleib) zu haben. Dabei hatte jeder der beiden vielleicht mal
die Hälfte von meinem Pensum erledigt, offensichtlich hat sich
meine Schwester da einen zugelegt, der nicht besonders trinkfest
ist und den Präsi hat das Leben in Stuttgart wohl etwas verweichlicht.
Letztlich trennten sich unsere schwankenden Wege, während meine
über den Zwischenstopp Dönerbude nach Hause führten,
zogen die beiden gemeinsam von dannen. Die schienen fast unzertrennlich,
offensichtlich auf einer Wellenlänge.
Nach kurzer Verschnaufpause wollte ich wie gesagt noch in die Altstadt,
ein kurzes erfrischendes Nickerchen würde meinem geschundenen
Körper wieder fit machen und wenn es nur ein halbes Stündchen
der inneren Ruhe wäre. Ich stellte mir auch brav den Wecker,
hatte meine Unfähigkeit zur Bedienung hoch komplexer technischer
Geräte aber nicht bedacht und erwachte leicht irritiert dafür
aber immer noch stockbesoffen um 1:30 Uhr. Eigentlich fühlte
ich mich noch betrunkener, war ich in die Küche geschlafwandelt
und hatte mir noch ein Bierchen gegönnt? Wenn ich eins nicht
war dann transportfähig, so dass ich geflissentlich von einem
nächtlichen Abstecher in die Altstadt absah. Ein Blick in den
Spiegel überzeugte mich auch davon, dass ich das Sprichwort
"Je später der Abend desto schöner die Gäste"
in keinster Weise würde bestätigen können. Tief zufrieden
damit, mal wieder alles von mir für den Verein abverlangt zu
haben und mit der Vorfreude, den kommenden Tag nur mit Hilfe chemischer
Präparate vegetierend vor dem Fernseher zu überleben,
entschlummerte ich. Das Spiel gegen Lübeck lag glücklicherweise
weit hinter mir.
Gruß
ANDI
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