ALTsTARSDTH

Hey Frosch!

Es war soweit. Fortuna durfte erstmals in der neunen Arena ran.

Am Prestigebau des Herrn Erwin scheiden sich ja gelinde gesagt die Geister - gerade bei den Fans der Fortuna.
Da gab es die schwarzen Propheten, die apokalyptisch vor dem Untergang der traditionellen Fankultur warnten aber auch die Erwinmaniaks, die ein Hosianna auf ihren OB sangen, der scheinbar mit bloßen Händen im Schweiße seine Angesichtes am siebten Tage die Arena erschaffen hatte und so der Fortuna ein wohliges Heim für ihre baldigen Auftritte in der Königsklasse Europas bereitet hatte.
Dabei gab es erstaunlich wenige, die sich irgendwo zwischen diesen Extremen befanden. Es kann natürlich auch sein, dass sich die "Gemäßigten" seltener geäußert haben.

Aber worüber reden wir eigentlich? Internetrecherchen haben mich schlauer gemacht, also unter dem Begriff Arena (lat.: arena = Sand) versteht man eine aus kultischen Veranstaltungen in der Antike entstandene Bühnenform, um die ansteigende Sitzreihen im Halb-, Dreiviertel- oder vollen Kreis um eine Spielfläche angeordnet sind. Arena bezeichnet also den Aktions- oder Kampfplatz in einem Theater. War das Theater so gebaut, dass man die Arena fluten konnte, um z.B. Seeschlachten darzubieten, spricht man von einem Amphitheater.
Heute wird manchmal mit Arena nicht nur der Aktionsraum, sondern (fälschlicherweise) der gesamte, in die Landschaft eingefügte, offene Theaterbau bezeichnet (z.B. Fußballarena). Demzufolge werden heute in Arenen meist Sport-Veranstaltungen durchgeführt, auch Konzerte und andere kulturelle Ereignisse.
Im übertragenen Sinn versteht man unter Arena auch die Aktionsfläche oder den Aktionsraum einer Person oder Gruppe.

AHA!
Sehr frei interpretiert und zusammengefasst ist also eine Arena, die auf Sand gebaute Aktionsfläche einer Person (der Herr Oberbürgermeister?), die fälschlicherweise auch für Fußball genutzt wird.

Die mit aufsteigenden Sitzreihen umgebene Tribüne in Stockum, die hoffentlich nicht durch ihre Rheinnähe mal zum Amphitheater wird (Herr Hochwasserexperte übernehmen Sie), soll eigentlich erst im Januar eröffnet werden. Anfang nächsten Jahres ist sie fahrplanmäßig fertig.
Nun sollte es aber bereits im September ein so genanntes Soft-Opening geben (was für ein Scheiß-Begriff). Der Zeitpunkt hat natürlich rein gar nichts mit der zwei Wochen später stattfindenden Kommunalwahl zu tun.

Da ein Fußballspiel in der Regel interessanter wird, wenn zwei Mannschaften auf dem Platz stehen, musste nur noch ein Gegner gefunden werden. Der Spielplan hatte hierfür die Amateure des "1.FC Prinz Poldi - aus dem kann noch mal was werden, störendes Hirn ist jedenfalls nicht vorhanden" vorgesehen.
Die wollten aber nicht, weil da irgendsoein Länderpokal ausgetragen wurde.
Flux wurde mit dem 1.FC Union Berlin hat neuer Soft-Prämieren-Gast aus dem Ligahut gezaubert.
Ein -wenn nicht das- Ziel der Veranstaltung war ein neuer Zuschauerrekord für Regionalligaverhältnisse. Bislang lag da die Marke bei etwa 28.000 Zuschauern, die anlässlich der Stadioneröffnung ins Leipziger Zentralstadion oder wie immer das jetzt auch heißt pilgerten.

Ein findiger Kopf fand dann jedoch noch ein kleines Haar in der Suppe, als er herausfand, dass 1996/97 bei einem Spiel Nürnberg gegen Fürth in der damals noch viergleisigen Regionalliga schlappe 45.000 Menschen, naja die meisten waren wohl Franken, anwesend waren.

Da "unsere" Arena im momentanen Zustand aber lediglich gute 38.000 Gäste beherbergen kann, schien die Realisierung eines neuen Regionalligarekordes etwas erschwert. Aber in der Regionalliga Nord waren bislang noch nie mehr als die besagten achtundzwanzig tausend bei einem Spiel, sagte man sich im Organisationskomitee und fand somit einen passenden Softrekord fürs Softopening.

An dieser Stelle sei gesagt, dass ich von Anfang an sehr optimistisch war, dass die Leipziger Besucherzahl überboten würde. Die Neugierde auf das Stadion in und rund um Düsseldorf ist nämlich riesig und gibt auch immer noch genügend Leute in der Stadt, die der Fortuna ganz tief in ihren Herzen wohlgesonnen sind, die auf einen normalen Stadionbesuch aber einfach keinen Bock haben - manchmal kann ich diese Einstellung auch gut nachvollziehen.

Die meist allwissenden Experten im Difo waren da aber größtenteils anderer Meinung, dementsprechend negativ war dort die Erwartungshaltung.

Die Vorfreude der meisten Fortunen hielt sich ja ohnehin in engen Grenzen.
Die Arena ist zu groß, zu teuer und sowieso blöd, ist meine persönliche Kurzzusammenfassung der Statements.

Auch wenn ich vieles anders sehe sind viele der Kritikpunkte vollkommen berechtigt.
Eine 50.000-Mann-Wettkampfstätte war und ist für unsere Fortuna überdimensioniert und wird es auch in Zukunft sein (mit Ausnahme von einigen Highlights, die es auch nur in der 1. Liga gibt).

Dass der ganze Bombastbau nicht nur physisch zu groß ist sondern auch finanziell mal etwa doppelt so teuer ist, wie die Gladbacher Variante sei hier am Rande aber irritiert erwähnt.

Das sich das Teil wirtschaftlich auch ohne einen Dauergast im Profifußball rechnet war jawohl von Anfang an eine strategische Unwahrheit, um die ohnehin schon große Opposition gegen den Tempel nicht noch mehr zu stärken.
Oder warum sollte eine Allianz aus Herrn Erwin und der Walter-Bau jetzt sonst versuchen, unseren maroden Ex-Viertligisten im Akkordtempo mindestens in Liga Zwei zu bringen.
Ohne Fortuna wird die Arena definitiv stark defizitär. Mit Fortuna kann eventuell die totale wirtschaftliche Katastrophe verhindert werden - vielleicht.

Für Fortuna ist dieses Stadion auf jeden Fall enorm wichtig, ob im positiven oder negativen Sinne sei jetzt mal dahingestellt. Es ist nun mal so, dass erst durch die Tatsache, dass man einen Dauermieter für das Monument braucht, das Interesse gewisser Herrn für unsere dümpelnde Glücksgöttin geschürt und auch einiges bewegt hat. Auf der anderen Seite ist dieses Puschen der Fortuna auch ein Experiment, das bei ausbleibenden Erfolg, dem Verein den letzlichen Todesstoß versetzten würde.
Neutral formuliert werden alte Traditionen im Verein beerdigt - gute als auch schlechte.
Ich weiß nicht, was am Ende herauskommt, das ganze ist für Fortuna aber mehr als riskant.

Zu den Dingen, die sich definitiv ändern werden bei einem Umzug in die Arena sind die Eintrittspreise.
Für Regionalligaverhältnisse sind sie unverschämt. 10 für die billigste Karte (und die Anzahl der Tickets dieser billigsten Kategorie war auch noch verschwindend gering) ist mehr als happig. Ich würde, dass ganze ja noch (halbwegs) gelten lassen, wenn das Spiel in der Arena die einmalige Ausnahme bilden würde. Dann fände ich die Preise für das Bochumspiel, wo wir 25 zahlen mussten für einen Platz, der im normalen Ligabetrieb 15 kostet eigentlich noch maßloser.
Es werden jedoch noch weitere Spiele in der Arena folgen, deren drei alleine in der Rückrunde und sollten wir mal in der 2.Liga sein, werden wir uns jawohl auf Dauer in Stockum wieder finden. Die Bemerkung von diesem Herrn Muench, dass dies ja quasi erst der Anfang sei und alles wohl noch teurer, stößt mir doch sehr bitter auf.

Naja trotz aller Bedenken und Ärgernisse stieg in den letzten Tagen vor dem Spiel meine Vorfreude schon enorm. Ich war neugierig, mir die vieldiskutierte Halle mal selbst anzusehen - außerdem fand ich es ziemlich geil, mal wieder ein Fortunaspiel mit reger Zuschauerbeteiligung zu sehen. Wie gesagt war ich ja sehr optimistisch, was den "Rekord" betraf.
Und auch in der Fortunaanhängerschaft gewannen die Optimisten langsam die Oberhand. Bereits am Abend vor dem Spiel waren über 24.000 Karten verkauft, gut die meisten nicht von der Anhängerschaft aber egal.

Um 18:00 Uhr wollten wir uns auf dem Europaplatz treffen. Ergo beschloss ich etwa um 17:45 Uhr dort zu sein, Fahrplanmäßig.
Gegen 18:30 erreichte ich den neunen imposanten Bahnhof, nachdem ich ein mittelschweres Chaos in der Rheinbahn überlebt hatte.
Unser geliebter Verkehrsbetrieb hatte mal wieder alles gegeben, allerdings muss man dem Schienenpersonal zu Gute hatten, dass die Fahrgäste einen erheblichen Anteil an Teilen der Verspätungen hatten. Wenn man ständig bei fahrender Bahn die Tür aufreißt, darf man sich nicht wundern, wenn das Teil irgendwann mal kaputt geht.
Aber das ist ja gar nicht asozial, das ist Fortuna, wie ich am Rande des Bochum-Spiels gelernt habe.

Die ALTsTARS waren selbstredend in imposanter Anzahl mit am Start (natürlich inklusive Präsi), mit einigen Arenatouristen im Schlepp - gar meine eigenen Ehefrau wollte sich den Bau nicht entgehen lassen.
Schön - wenn sie auch pünktlich erschienen wäre, tat sie aber nicht und so verpasste ich die historischen ersten Minuten in der (noch) namenlosen Arena.


Arenatouristen

Das hatte aber immerhin den Vorteil, dass mein erster Blick in den Innenraum auf prächtig gefüllte Tribünen fiel. Das Ding sieht schon einfach geil aus. Ich war ja noch nie in einem dieser "neuen" Stadien ala Schalke. Gemessen mit den wuchtigen Abmessungen des alten Rheinstadions, ist die Arena geradezu kompakt - aber echt cool. Ich muss sagen, das Teil gefällt mir und hat mich echt beeindruckt.

Für das Spiel hatte sich unser beliebter Italiener (hier ein Raunen aus der Gegenwart) etwas besonderes einfallen lassen, er verzichtete mit Podzus und Hoersen überraschenderweise auf zwei nominelle Stammspieler. Warum sei mal dahin gestellt.
Aber bei Fortuna war es ja schon immer Tradition, dass man ganz schnell aus dem Kader geworfen werden konnte und zwei Wochen später wieder als Messias zurückgebeten wurde (heftiges Nicken gefolgt von resignierendem Kopfschütteln aus dem Präsens).

Fortuna war aber von Beginn an (also seitdem ich es denn gesehen habe) überlegen. Union Berlin war aber auch katastrophal schwach.

Nach einer Ecke war es dann ausgerechnet Gustav Policella, der bisher ja katastrophal bis schwach gespielt hatte, der den "historischen" ersten Treffer in der Arena erzielte und die - wie sich später herausstellte 38.123 Zuschauer im ausverkauften Rund begeisterte.

Der Rekord ist damit erreicht aber es wurden doch alle Erwartungen übertroffen. AUSVERKAUFT und angeblich mussten noch etwa 2.000 Leute wieder heimgeschickt werden - GEIL. Endlich mal wieder ein richtig großes Spiel (zu mindestens der Kulisse nach) mit Fortunabeteiligung.

Fortuna zelebrierte in der ersten Hälfte geradezu das Spiel, mann ist Union schwach. Immer wieder durch Andi Lambertz angetrieben, hätte man vor der Pause eigentlich schon alles klar machen müssen.
Die Stimmung in der Baustelle war gut aber nicht überragend, was aber auch schwer gewesen wäre, da wahrscheinlich mindestens die Hälfte des Publikums keinerlei Ahnung von Fußball oder gar von Fortuna hatte.

Kurz nach Wiederanpfiff gab es den nächsten aber eigentlich auch letzten Paukenschlag des Spiels. Nach einem Foul an Lambertz (für mich der Mann des Spiels) gab es Freistoß. Der neue Italo-argentinische Regisseur schnappte sich die Kugel und schob den Ball ins Netz. Leider hatte der Schiri den Ball noch gar nicht freigegeben. Bei einem direkten Freistoß muss er dies allerdings auch nicht tun - allerdings muss der Schütze dann vor dem Schuss, die Ausführung angezeigt haben, hatte der Goucho aber leider nicht - also gab es gleich mal Gelb.
Offensichtlich genervt, schlenzte Pasini den Ball dann (nach Freigabe) den Ball in die andere Ecke - ein genialer Freistoß, ein großartiges Tor.
Danach war das Spiel eigentlich entschieden und es tat sich nicht mehr viel, Union war zwar jetzt etwas besser aber immer noch harmlos und so wurde das Softopenening auch sportlich zu einem Erfolg.

Die Abfahrt war dann ähnlich schön, wie die Hinfahrt. Vielleicht war es doch gar keine so schlechte Idee, keinen Alkohol auszuschänken. Bei zwei Ausgängen für knapp 40.000 Menschen wären einige vollalkoholisierte Schlachtenbummler (was für ein herrliches Wort) eine echte Bereicherung gewesen.

Stunden später erreichte dann auch ich die Altstadt und traf im Lauf des Abends dann auch wieder auf die restlichen Jungs. Schnell wurde deutlich, dass es im Stadion sehrwohl Alkohol gab - anders war der Zustand von John nicht zu erklären. Der Gute war aus großer Liebe zu seinem Vater mit diesem ins Stadion gegangen, was natürlich nichts damit zu tun hatte, dass Papi VIP-Karten organisiert hatte. Und eben im Bereich für die Hautevolee gab es richtiges Bier.

Mit seiner schief aufgesetzten schwarzen Hornbrille, seinem sinnentleerten Blick und unterstützt durch erste aber deutlich Anzeichen für den Verlust der Muttersprache wirkte er auf mich ein wenig wie Harry Potter, nachdem er beim Quidditch vom Besen gefallen war.

Die die noch reden konnten analysierten natürlich nochmals die vorangegangen Stunden, wobei die Meinungen weit auseinander gingen. Man war sich aber einig (wenigsten ich), dass das ganze etwas an ein Spiel bei Fifa Soccer von EA Sports gewirkt hat, irgendwie irreal.
Für Leute, die sich jahrelang im alten Rheinstadion der Arsch abgefroren haben und die sich teilweise sogar im heimeligen Flinger Broich, ob des exorbitanten Zuschauerzuspruches, einsam fühlten, war der Besuch in einer (fast) vollen Arena nach Jahren der Enthaltsamkeit schon ein kleiner Kulturschock.
Ob die Arena nun das Glück oder das trübe Schicksal der Fortuna ist, kann man jetzt noch nicht sagen.

In einem waren wir uns aber einig, das Spiel der Mannschaft läßt auf gutes hoffen....

(Hier erspar ich mir aber wirklich jegliche Kommentare aus dem Jetzt)

Gruß
ANDI

Fotos: Frosch

 


Saison 04/05
Hey Frosch!:

0:1 Pr. Münster
3:1 Eintr. Braunschweig
1:1 VfL Wolfsburg (A)
0:1 KFC Uerdingen
1:3 VfL Bochum
2:0 Hertha BSC (A)
0:0 Wuppertaler SV
2:0 Tönnisberg
1:2 Holstein Kiel
2:0 U. Berlin
0:2 1. FC Ölln (A)
0:4 VfL Osnabrück
2:3 HSV (A)
1:0 KFC Uerdingen
1:2 St. Pauli
3:4 SC Paderborn
3:1 A. Bielefeld (A)
1:1 BvB (A)
2:2 Lübeck
1:2 Chemnitz
1:3 W. Bremen (A)
2:0 Pr. Münster
2:0 Eintr. Braunschweig
1:5 FC Bayern M.
Gruss Andi

Fortuna im Blick

Spielberichte:
Schreibt jeder! Aber nur Andi sendet sie nach-Spieltags-morgens per Elektropost direkt ins Degerloch, wo dort ansässige dunkle Gestalten sie vor Glück zitternd lesen tun. Spielberichte: Schreibt jeder! Aber nur hier werden sie mit dem Blick fürs Wesentliche geschrieben...