Hey Frosch!
es war soweit. Das ultimative Topspiel gegen die Niederrheinischen
Amateure stand an.
Im Difo wurde gepostet, dass das die erste Begegnung Tabellenführer
gegen Zweiten mit Fortunabeteiligung seit etwa 8 Jahren ist. Kannst
Du Dich daran noch erinnern? Es war gegen den VFL Wolfsburg in der
2. Liga. Siggi Reich schoss die Wölfe zu einem 3:1 Sieg und
wir haben das Ganze via Radio im Krankenhaus erlebt. Nach meinem
kleinen Fahrrad- und Brunnen- Zwischenfall lag ich ja noch leicht
derangiert darnieder.
Die Vorzeichen waren diesmal jedoch erheblich besser - alle Mann
an Bord und wir waren der Spitzenreiter.
In alter Tradition waren wir alle ziemlich skeptisch vor dem Anpfiff.
Auch der wieder einmal extra angereiste Präsi war da keine
Ausnahme. Unter Androhung psychischer Gewalt hatte er seinen Chauffeur
und Therapeuten gezwungen, ihn pünktlich vor Anpfiff am Flinger
Broich abzusetzen.
Ich für meinen Teil konnte eine gewisse Anspannung nicht verhehlen.
Schon auf der Party am Vorabend setzte die Konzentrationsphase auf
das Spiel ein, das kann natürlich auch daran gelegen haben,
dass die Party eher langweilig war und es auch noch Bitburger gab.
Kein Grund nicht beachtliche Mengen dieses maximal mittelmäßigen
Bieres, im Eigenversuch zu vernichten.
Nach viel zu wenig Schlaf, steuerte ich den Bonner Hauptbahnhof
an und konnte mit Mühe durch meine Nebelverschleierten Augen
auf einer Hinweistafel entziffern, dass keine Züge in Richtung
Norden fahren, also durfte ich mit der Straßenbahn nach Köln
und wurde somit gezwungen, mich unverhältnismäßig
lange in der Unstadt aufzuhalten.
Am Düsseldorfer Hauptbahnhof wurde ich dann Zeuge davon, wie
sich da irgend so ein Alki mitten auf dem Adenauer Platz feist einen
runtergeholt hat.
Stark geschwächt erreichte ich den Broich und wurde direkt
genötigt, ein Bier zu trinken. Irgendwie lief es aber nicht
richtig. Aber da musste ich durch.
Leicht zitternd nahm ich meinen Tribünenplatz ein - keine
Ahnung woher das Zittern kam, war es der Schlafmangel, die Nervosität,
Kälte oder der Restalkohol - wer weiß.
Die in Bergisch-Gladbach schmerzlich vermissten Mayer und Niestroj
standen wieder in der Startelf. Auch Sesterhenn durfte mal wieder
von Beginn an ran. Dafür waren Lambertz, Eyüboglu und
der ohnehin verletze Ouejedide draußen.
Gladbach bot nicht weniger als 6 Spieler auf, die dieses Jahr schon
in der Bundesliga gespielt haben. Darunter auch der Herr *gegen
Fortuna treffe ich immer" Podzus, der am Samstag noch gegen
Hansa Rostock eingewechselt wurde. Und das ist auch noch regelgerecht.
Da kriegt man doch die Pimpernellen. Der DFB geht mir auf den Sack.
Aber wer weiß für was es gut war - mal ehrlich das was
sich das einstige Supertalent Ketelaer zusammenkickte war eine echte
Unverschämtheit und jeder A-Jugendliche wäre wohl effektiver
gewesen.
Nach 4 Minuten wurden die grün-weißen *Amateure"
erstmals bestraft. Bellinghausen kam freistehend im Strafraum zum
Schuss. Irgendwie können die Gladbacher das Tor auch unter
Hilfe des Pfostens verhindern, doch unsere Frankie steht mal wieder
genau richtig und macht das 1:0 - heeehhhrlich!!!!
Da wir ja nicht umsonst einen italienischen Trainer haben, zogen
wir uns nun etwas zurück.
Beeindruckend aber unser kämpferischer Einsatz - fast jeder
Zweikampf wurde von uns gewonnen und die Abwehr um die überragenden
Schön und Böcker stand fantastisch.
Torchancen für Gladbach gab es nicht. Wir blieben aber bei
Kontern stets gefährlich.
So auch als wieder einmal Ketelaer den Ball an Tytarchuk vertändelte
und die Post abging, Sesterhenn kam völlig frei durch, scheiterte
aber leider. Zuvor hatten wir durch den ein oder anderen Kopfball
(meist von Schön) und einem Schuss aus der 2. Reihe von (Alto)Belli
schon ein paar halbe Chancen gehabt.
Das Auslassen der Großchance von Sesterhenn blieb zum Glück
ohne Folgen - im Gegenteil.
Nach Abschlag Deuß, begeht der Droll-Verschnitt Schulz-Winge,
der bis dahin eigentlich der beste Gladbacher war, einen kapitalen
Abwehrfehler, in dem er den Ball total unterläuft.
Tytarchuk steht urplötzlich ganz alleine vor dem Tor und schiebt
sowas von cool ein, das einem ein eiskalter Schauer über den
Rücken lief.
Und nicht genug - eine Minute später kommt Schön nach
einer Zeyer Ecke zum Kopfball (oder war es ein Freistoß),
Mayer verlängert mit der Hacke - 3:0.
Kurze Zeit später wäre gar fast noch das 4:0 gefallen,
ein Kopfball von Böcker klatscht als Bogenlampe an die Latte
- egal.
Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte mal so
zufrieden in die Pause gegangen bin - selbst das Bier schmeckte
wieder.
Am Bierstand wird in Erinnerungen gekramt, Spiele gegen Eintracht
Frankfurt 3:3 (nach 3:0 Führung) oder den VFL Bochum 3:4 (nach
3:0 Führung) werden ans Tageslicht gezerrt und sofort melancholisch
belächelt. Früher war eben nicht alles besser- die Gegenwart
ist rosarot.
In Halbzeit 2 passiert nicht mehr wirklich viel. Ein wohl zu Recht
aberkanntes Abseitstor von uns, ein möglicher (aber nicht gegebener)
Elfer und ein paar meist im Ansatz vertändelte Konter. Hinten
stehen wir aber weiterhin großartig und tun eben nicht mehr
als nötig. Die Gladbacher, die uns ohne ihre Profis im Pokal
wirklich noch gefordert haben, kriegen kaum was hin. In den letzten
Wochen haben die doch eher die Bilanz eines Absteigers hingelegt.
Ja man kann sich eine gewisse Arroganz nicht ganz verknei
fen.
Der vor uns sitzende Borussen-Fan wird zwar nicht gerade stiller
aber doch kleinlauter. Er sinniert wahrscheinlich heimlich über
die standrechtliche Eliminierung von Ketelaer und steht erstaunlicherweise
auch auf als die Düsseldorfer fordern: *Steh auf, wenn Ihr
Fortunen seid..."
Unser australischer Problemfall wird auch noch eingewechselt. Der
Mann läßt mal wieder jeglichen Zug zum Tor vermissen
- hat aber immerhin mal einen Ball wunderschön angenommen.....
Ach ja - die Gladbacher machen noch ein Törchen. Von uns hat
es aber offensichtlich keiner mitbekommen, da wir alle die süße
Bedienung bei der Verrichtung ihrer Arbeit bestaunten.
Siegesberauscht wankten wir gemeinsam mit den Geschnäutzten
noch ins Tönnchen auf der Wetterstraßen und genehmigen
uns noch einige Füchschen und Mettbrötchen.
John wurde ganz aufgeregt, als er den Klappspaten erkennt. Dieser
outet sich dann noch als Angermunder - naja kein Ureinwohner aber
er wohnt dort. Droll war den Tränen der Rührung nahe und
schwelgte in Erinnerungen an die Salvete.
Gerüchten zufolge soll auch der Buttermaker gesichtet worden
sein.
Es war auf jeden Fall sehr witzig und die Gschnäutzten konnten
nicht nur durch ihren Alkoholisierungsgrad sondern auch durch ihr
großes Gesangsrepertoire überzeugen. Einige der Fortuna-Lieder
hatte ich tatsächlich noch nie gehört.
Nach definitiv zu viel Bier torkele ich um die Ecke nach hause.
Julia zeigte sich total begeistert über den frischen Duft,
den ich in die Wohnung trug.
Stark geschwächt gehe ich in die Woche. Offensichtlich bin
ich aber nicht der Einzige, von uns, der einen dicken Kater mit
sich rumträgt.
Aber dieser Sieg musste eindeutig richtig gewürdigt werden.
Seit Jahren habe ich nichtmehr einen solchen Optimismus verspürt,
was Fortuna anbelangt.
Und das ging uns allen so. Das Wort Aufstieg darf zu mindestens
bis zum Spiel in Bocholt ungeniert in den Mund genommen werden.
Allerdings wird Yurdumspor langsam lästig. Die größten
Konkurrenten dürften aber wohl doch Leverkusen, die falsche
Fortuna und eventuell auch noch Velbert sein. Nach dieser Vorstellung
würde es mich schon wundern, wenn die Jungfohlen ernsthaft
um den Aufstieg mitspielen.
Mitspielen dürfen alle - aber wir steigen auf (wahrscheinlich
vielleicht).
Ich bin aber eigentlich dringend dafür, die Saison abzupfeifen.
Es reicht doch - oder?
Gruß
ANDI
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